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Kronen Zeitung

vor 8 Stunden
Salzburger NockerlRB Leipzig

DIALOG MIT BULLEN-CHEF

Schröder: „Nur ein Spieler ist unverzichtbar“

Philip Kirchtag

Die „Krone“ traf Salzburgs Sportchef Rouven Schröder beim Trainingslager in Albufeira zum großen Interview. Der 49-Jährige sprach dabei über seine bisherigen Eindrücke, Ex-Coach Pep Lijnders, Neo-Trainer Thomas Letsch, die aktuelle Mannschaft und mögliche weitere Neuzugänge. 


Die „Krone“ berichtet aus Albufeira

„Krone“: Herr Schröder, wie gefällt Ihnen bisher das Trainingslager in Portugal?

Rouven Schröder: Uns bleibt hier kein Wunsch offen. Die Trainingsbedingungen sind großartig, das Wetter ist traumhaft, wir haben tolle Zimmer und ein perfektes Essen. Wir sind die einzige Mannschaft im Hotel, können in Ruhe arbeiten und auch der Trainingsplatz ist in perfektem Zustand. Von daher können wir bisher sehr zufrieden sein. Wichtig ist mir auch, dass wir als Gruppe gemeinsam Zeit verbringen. Damit meine ich nicht nur das Team, sondern den kompletten Staff. Es ist gut, dass die Spieler sehen, wie viele Menschen sich Gedanken um den Klub machen und alles dafür geben, dass wir Erfolg haben.

Wie haben Sie sich in Salzburg eingelebt?

Wenn du mit 49 Jahren Salzburg noch nicht gesehen hast, dann hast du ohnehin etwas falsch gemacht. Ich war früher schon das eine oder andere Mal hier, war als Scout im Grödig-Stadion und auch in der Red Bull-Arena. Ich habe den Fußball in Österreich immer schon verfolgt, habe mich in dem Land stets wohl gefühlt. Und zu Salzburg als Stadt an sich brauche ich nicht viel sagen. Es ist eine tolle Stadt, die alles mit sich bringt. Ich liebe die Natur und die Berge und fühle mich in meiner neuen Heimat pudelwohl.

Bild: FC Red Bull Salzburg – Fabian Weirather

Wie fiel Ihnen die Umstellung von Leipzig auf Salzburg?

Es ist alles sehr schnell gegangen, das war schon ein bisschen ungewöhnlich. An dem einen Tag hatte ich noch ein Spiel in Leipzig und am nächsten Tag schon meinen ersten Arbeitstag in Salzburg. Das war sicher eine Herausforderung. Insgesamt war es mein absoluter Wunsch hier her zu kommen und für mich war es auch ein sehr guter Schritt. Anlaufzeit in Salzburg gab es natürlich nicht, man musste sofort funktionieren, Leute kennenlernen, beobachten und Schlüsse ziehen. Mit Stephan Reiter hatte ich zum Glück gleich einen wichtigen Ansprechpartner, der es mir leicht gemacht hat, in den Klub reinzukommen. Schon nach kurzer Zeit haben wir dann auch wichtige Entscheidungen getroffen.

Sie sprechen es schon an. Wie kam es zur Trennung von Ex-Trainer Pep Lijnders?

Stephan und ich haben zu meinem Amtsantritt gesagt, dass wir uns die dreieinhalb Wochen zusammen anschauen. Stephan hatte natürlich schon vorher Eindrücke gesammelt, mich aber ganz bewusst damit alleine gelassen. Und das war wichtig für mich. Für uns war es klar, dass wir nach den Spielen im Dezember zusammenkommen und alles auf den Tisch legen. Das Wichtigste war für uns, dass wir die Entscheidung im Sinne des Klubs treffen, denn der Klub ist das höchste Gut. Es war uns auch wichtig, dass wir zum Vorbereitungsstart mit einer kompletten Überzeugung vor der Mannschaft stehen. Wir wussten, dass der Herbst nicht so gelaufen ist, wie wir uns es vorstellen und, dass wir mit Misserfolgen im neuen Jahr deutlich weniger Stress-Resistenz gehabt hätten. Dadurch war für uns am Ende klar, dass wir einen neuen Input wollen.

Bild: GEPA/GEPA pictures

Für diesen soll Thomas Letsch sorgen. Wie kam es zu dieser Entscheidung? 

Ich finde, dass seine Karriere einen wohltuenden Aufbau erlebt hat. Er hat sich im Ausland freigeschwommen und an Standorten, die nicht leicht sind, große Erfolge gefeiert. Wenn man sich bei seinen Ex-Klubs umhört, wie er mit den Spielern und der Vereinsführung umgegangen ist, weiß man, dass er für uns zu diesem Zeitpunkt genau der richtige Trainer ist. Ich hatte schon einmal Kontakt zu ihm, als ich bei einem anderen Klub war und fand ihn damals schon sehr spannend. Thomas hat sich weiterentwickelt, steht für konsequente Arbeit und eine gewisse Unaufgeregtheit, die es in diesem Business auch braucht. Wir sind froh, dass er sich für uns entschieden hat. Denn nicht nur wir, sondern auch andere Klubs waren an Thomas dran.

Bild: GEPA pictures

Am Transfermarkt war Salzburg bisher eher ruhig. Wieso?

Ruhig ist es definitiv nicht, aber man kann diese tägliche Hektik nicht nach Außen transportieren. Einige Sachen, die wir klar machen wollten, haben wir gemacht. Wir wollten einen erfahrenen Stürmer ins Team bringen und das ist uns mit Karim Onisiwo gelungen. Wir glauben, dass er die Gruppe bereichert und ein wichtiger Charakter in der Kabine sein wird. Fernando haben wir nach Brasilien verkauft, das war für alle Beteiligten das Beste, denn er ist zwar ein toller Spieler, aber auch oft verletzt und er wollte zurück in seine Heimat.

Bild: Andreas Tröster

Will man keine weiteren Spieler mehr verpflichten?

Wir haben gesagt, dass wir nur etwas machen, wenn wir komplett überzeugt sind. Wir haben einen neuen Trainer, das heißt, dass der Konkurrenzkampf komplett neu angefacht ist. Spieler, die im Herbst weniger Spielzeit erhalten haben, bekommen jetzt eine neue Chance. Wir spüren und sehen, dass die Gruppe viel Potenzial hat. Tagtäglich machen wir uns Gedanken um den Kader und wie gut einzelne Spieler sind. Wenn ein möglicher neuer Spieler nicht besser ist, als einer, der da ist, werden wir keinen Transfer machen. Das würde der Gruppe enorm schaden. Wenn einer kommt, muss er zudem menschlich reinpassen und sich mit dem Klub identifizieren. Nur Transfers zu machen, damit die Öffentlichkeit zufrieden ist, bringt nichts. Wir wollen nur Spieler, die darauf brennen, für uns zu spielen. Vielleicht machen wir auch gar keinen Transfer mehr. Vielleicht ist Thomas Letsch der beste Wintertransfer, den wir hatten. Im Endeffekt geht es darum im Frühjahr Ergebnisse zu erzielen, daran werden wir gemessen.

Bild: GEPA/GEPA pictures

Aber hätte man nicht auf einigen Positionen Bedarf? 

Das hängt natürlich auch davon ab, ob wir noch Spieler verkaufen. Grundsätzlich schauen wir uns alle Positionen ganz genau an. Der Herbst hat gezeigt, dass kein Spieler unverzichtbar ist. Bis auf Maurits Kjaergaard, der uns an allen Ecken und Enden auf und neben dem Platz fehlt, weil er einfach ein Top-Spieler ist. Aber im Endeffekt prüfen wir den kompletten Markt und machen uns schlau.

Welche Ziele haben Sie mit Salzburg im Frühjahr?

Ich fand es gut, dass Thomas klar gesagt hat, dass wir beide Titel holen wollen. Es ist mit unserem Kader auf jeden Fall möglich noch Meister und Cupsieger zu werden. Unsere Ziele werden sich auch nicht verändern.


Mehr zu diesem Beitrag gibt es auch auf krone.at

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