News list item creator img

Kronen Zeitung

vor 5 Stunden
Udinese CalcioVenezia

RANDALE IN UDINE

Zug gestoppt, Fans verprügelt: Salzburger in Haft

Salzburg-Krone

Anhänger des italienischen Fußball-Erstligisten Udinese Calcio haben am Samstagabend mit Unterstützung von Salzburger Fans, mit denen sie seit Jahren eine Partnerschaft pflegen, einen Zug mit Tifosi des rivalisierenden Klubs Venezia FC gestoppt und angegriffen. Fünf Salzburger wurden daraufhin festgenommen. Gegenüber der „Krone“ reagierte auch Westliga-Klub Austria Salzburg auf die Vorfälle.


Der Vorfall ereignete sich nach dem Match Udinese-Venezia (3:2) am Samstagnachmittag. Mindestens sechs Salzburger wurden verletzt, fünf weitere wurden auf die Polizeistation gebracht, wie Medien berichteten.

Um den Zug von Udine in Richtung Venedig mit vielen venezianischen Fans an Bord zu stoppen, zündeten etwa 50 mit Schlagstöcken und Stangen bewaffnete und vermummte Udinese-Hooligans einige Feuer auf den Gleisen an. Sie wurden dabei von mehreren Fans von Austria Salzburg unterstützt. Der Zug wurde nahe dem Bahnhof Basiliano gestoppt, kurz nachdem er aus Udine abgefahren war. Basiliano liegt etwa 14 Kilometer von Udine entfernt.

Hooligans bewarfen Waggons mit Steinen
Um den Zug zum Halt zu zwingen, bewarfen die Hooligans die Waggons mit Steinen. In den Waggons saßen nach Angaben der Polizei etwa 300 Venedig-Fans und etwa 130 weitere Reisende, die nicht dem Fußball-Match beigewohnt hatten und beim Angriff in Angst gerieten.

Als der Steinwurf begann, stürmten zahlreiche Venedig-Hooligans aus dem Zug. Es kam dabei zu heftigen Auseinandersetzungen. Die Schlägerei dauerte jedoch nur wenige Minuten, denn die Polizei griff ein. Eine entscheidende Rolle spielte ein Polizeihubschrauber, der das Gebiet unmittelbar nach Eingang des Notrufs erreichte und überflog, das Areal beleuchtete und die Angreifer in die Flucht schlug.

Zwei der am schwersten Verletzten – ein Venezianer und ein Salzburger – wurden ins Krankenhaus von Udine eingeliefert, schweben aber nicht in Lebensgefahr, wie Medien berichteten. Fünf weitere Salzburger und zwei Udines-Fans erlitten schwere Prellungen, lehnten aber eine Einlieferung ins Krankenhaus ab. Zwei Polizisten mussten sich in der Notaufnahme behandeln lassen.

Polizei nahm acht Personen fest
Am Ende der Zusammenstöße nahmen die Polizeikräfte acht Personen fest und brachten sie auf die Polizeistation in Udine. Dabei handelt es sich laut Polizeiangaben um mutmaßliche Mitglieder der Angreifergruppe, und zwar um fünf österreichische Staatsbürger, um einen in Österreich lebenden Bosnier und zwei Friulaner.

Sie befinden sich in der Strafanstalt von Udine und sollen am Montag einem Schnellverfahren vor Gericht unterzogen werden, berichtete ein Polizeisprecher von Udine. Ihnen wird Unterbrechung des Bahnverkehrs, Gewalt, Widerstand gegen die Polizei, sowie Nutzung von Knallkörpern und Stöcken während eines Sportevents vorgeworfen.

Ausschreitungen bereits während des Spiels
Der Zug konnte nach eineinhalb Stunden nach Venedig weiterfahren. Bereits während des A-Spiels in Udine war es zu Ausschreitungen gekommen, bei denen Rauch auf das Spielfeld geworfen wurde. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden in Hinblick auf das Match verschärft.

Die Polizei in Udine war von der Anwesenheit der Salzburger informiert worden. Sie hatte jedoch offenkundig nicht mit einem Angriff in Basiliano gerechnet, wo der Zug nicht halten sollte, da es sich um einen Nebenbahnhof handelt.

25-jährige Fanfreundschaft mit Austria Salzburg
Die sogenannte Fanfreundschaft zwischen den Anhängern aus Udine und Austria Salzburgs besteht seit mehr als 25 Jahren. „Unzählige gegenseitige Besuche, Choreografien und Feste haben den Austausch zwischen dem Friaul und Salzburg gefördert und zahlreiche persönliche Freundschaften entstehen lassen. Die mediale Verortung der Festgenommenen als Austria-Fans liegt daher nahe“, schrieb der Regionalliga West-Klub in einem offiziellen Statement.

Der Verein ließ weiter wissen: „Wir lehnen – selbstverständlich – jede Form von Gewalt entschieden ab! Wenngleich wir uns als Sportverein am liebsten nur mit Fußball beschäftigen würden, sei in diesem Zuge in Erinnerung gerufen, wie sehr wir uns einhergehenden Problematiken im Rahmen unseres Wirkungsbereichs gestellt haben und dadurch seit vielen Jahren konstant für eine sportlich-faire Fußballkultur stehen.“

Italienische Klubs verurteilen Vorfälle
Beide involvierten italienischen Klubs verurteilten ebenfalls die Vorfälle. „Die wahren Fans von Udinese Calcio waren immer korrekt und teilen unsere Werte, diejenigen, die den Sport mit Gewalt beschmutzen, sind keine Fans“, betonte der Heimverein. „Wir vertrauen der Arbeit der zuständigen Behörden, damit die Verantwortlichen für diese inakzeptablen Vorfälle ermittelt und nach dem Gesetz bestraft werden“, erklärte Venezia in einer Stellungnahme. „Unsere Gedanken gelten in erster Linie den Verletzten und ihren Familien.“

Regierungschefin Giorgia Meloni erwartet strenge Strafen
Der Fall beschäftigt mittlerweile auch die italienische Regierung. „Der Angriff auf den Zug und die beispiellose Gewalt einer Gruppe von Unruhestiftern ist nicht annehmbar“, erklärte der Minister für die Beziehungen zum Parlament, Luca Ciriani, der aus dem Friaul stammt und der Partei Fratelli d‘Italia (Brüder Italiens) von Regierungschefin Giorgia Meloni angehört. „Ich bin mir sicher, dass die Verantwortlichen für diese bedauerliche Tat mit äußerster Strenge verurteilt werden.“


Mehr zu diesem Beitrag gibt es auch auf krone.at

Weitere News

Elf der Runde

Aktuelle Votings & Ergebnisse

Soccer field