Kronen Zeitung
RAPIDS NÄCHSTE HÜRDE
Shamrock? Das ist längst kein „Pub-Team“ mehr
Bislang marschierte Rapid mit drei Siegen makellos durch die Conference League, kann am Donnerstag (21 Uhr) daheim den nächsten Schritt Richtung Achtelfinale machen. Der Gegner klingt wie ein Irish Pub: Shamrock Rovers! Aber hinter den Grün-Weißen aus Dublin steckt ein interessanter Underdog. Vor allem der Goalie ist kurios ...
Rund 800 Iren sind im Anflug. Kaum ein Pub in Wien, das am Donnerstag nicht aus allen Nähten Platzen wird. Ein Shamrock-Pub gibt es ja mittlerweile in jeder Stadt. Das Kleeblatt (Shamrock) ist auch das inoffzielle Nationalsymbol Irlands, ziert daher auch das Wappen der Rovers, am Donnerstag Rapids vierter Gegner in der Conference League. Und die sind längst kein Pub-Team mehr ...
Wie Rapid 1899 gegründet, auch grün-weiß, jetzt – nach 2011 – zum erst zweiten Mal in einer europäischen Gruppenphase dabei. Mit sieben Punkten sogar mit der historischen Chance auf eine K.-o.-Phase. Ein Traum für Irlands Fußball. „Wir schreiben Geschichte, wollen die Latte weiter nach oben legen“, jubelte Trainer Stephen Bradley über den Sensationslauf in der Conference League, den Siegen gegen Larne und New Saints. „Solche Momente werden wir so schnell nicht mehr erleben.“
Als Fußballer hat man in Irland ja einen schweren Stand. Gaelic Football und Rugby sind im Popularitätsranking klar die Nummer eins. An den Wochenenden gehen gefühlt mehr Billigflüge mit Fans von Dublin zu den Insel-Nachbarn als Züge von Wien nach St. Pölten fahren: Leeds, Liverpool, Chelsea, ManUnited und Celtic Glasgow – für sie schlägt das irische Fußballherz. Und jetzt plötzlich landesweit auch für die Rovers.
Neuer Zuschauerrekord
Im Schnitt kamen 6000 Fans (Rekord) zum vor vier Wochen entthronten Meister (nach vier Titeln en suite). Nach über zwei Jahrzehnten der Wanderschaft haben die Rovers erst seit 2009 mit dem Tallaght Stadium wieder eine schmucke Heimat. Und man reizt das enge Budget für die Vollprofi-Truppe mit einem Marktwert von 4,3 Millionen Euro vollkommen aus.
Wobei die Truppe interessant ist: Einser-Goalie Leon Pöhls wurde etwa 2019 nach einem Testspiel gegen Tadcaster Albion direkt vom englischen Achtligisten abgeworben. Der Deutsche, einer von nur vier Legionären im Kader, schmiss für die Chance vom Profi-Fußball in Irland sofort sein Studium, wurde bei den Rovers auf Pohls umbenannt. „Das Ö kriegen sie nicht hin“, lacht der 27-Jährige. Der laut Klub-Homepage aus dem Nachwuchs der berühmten Frankfurter Eintracht kam. Es war allerdings die kleine Eintracht aus Norderstedt. Auch egal, Hauptsache Eintracht.
Einige (Cleary bei Liverpool, Bryrne bei Manchester City) kickten in der Jugend aber tatsächlich bei großen Klubs in England. Was mittlerweile der Brexit erschwert. Mit Kapitän Roberto Lopes (Kap Verde) und Markus Poom (Estland) haben die Rovers aber dennoch zwei aktuelle Teamspieler.
Wobei die Rovers selbst auch schon einmal bei Rapid gastierten, 1964 im Meistercup vor 43.000 Fans im Wiener Praterstadion mit 0:3 verloren. Das Spiel beendeten die Iren mit acht Mann und tobten danach: „Es war die abscheulichste Schiedsrichterleistung aller Zeiten. Ein Diktator mit einer Pfeife.“
Am Donnerstag sollte Rapid als haushoher Favorit diese Hilfe nicht benötigen, um den vierten Sieg in der Conference League zu holen. Was man in der eigenen Rekordmeisterbar in Hütteldorf feiern könnte. Das ist ja auch ein grün-weißes Pub.
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